1. An die Sterne
Author(s): Friedrich Rückert Sterne in des Himmels Ferne!
die mit Strahlen bessrer Welt
ihr die Erdendämmrung hellt;
schau'n nicht Geisteraugen
von euch erdenwärts,
daß sie Frieden hauchen
ins umwölkte Herz?
Sterne in des Himmels Ferne!
träumt sich auch in jenem Raum
eines Lebens flücht'ger Traum ?
Hebt Entzücken, Wonne,
Trauer, Wehmut, Schmerz,
jenseit unsrer Sonne
auch ein fühlend Herz?
Sterne in des Himmels Ferne!
Winkt ihr nicht schon Himmelsruh'
mir aus euren Fernen zu?
Wird nicht einst dem Müden
auf den goldnen Au'n
ungetrübter Frieden
in die Seele tau'n?
Sterne in des Himmels Ferne,
bis mein Geist den Fittich hebt
und zu eurem Frieden schwebt,
hang' an euch mein Sehnen
hoffend, glaubevoll!
O, ihr holden, schönen,
könnt ihr täuschen wohl?
2. Ungewisses Licht
Author(s): Joseph Christian Freiherrn von Zedlitz Bahnlos und pfadlos, Felsen hinan
stürmet der Mensch, ein Wandersmann.
Stürzende Bäche, wogender Fluß,
brausender Wald, nichts hemmet den Fuß!
Dunkel im Kampfe über ihn hin,
jagend im Heere die Wolken zieh'n;
rollender Donner, strömender Guß,
sternlose Nacht, nichts hemmet den Fuß!
Endlich, ha! endlich schimmert's von fern!
Ist es ein Irrlicht, ist es ein Stern?
Ha! wie der Schimmer so freundlich blinkt,
wie er mich locket, wie er mir winkt!
Rascher durcheilet der Wandrer die Nacht,
hinnach dem Lichte zieht's ihn mit Macht!
Sprecht, wie: sind's Flammen, ist's Morgenrot,
ist es die Liebe, ist es der Tod?
4. Talismane
Author(s): Johann Wolfgang von Goethe Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!
Nord und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte.
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hochgelobet! Amen.
Mich verwirren will das Irren;
Doch du weißt mich zu entwirren,
Wenn ich wandle, wenn ich dichte,
Gib du meinem Weg die Richte!