1. Wohl denk ich oft an mein vergangnes Leben
Author(s): Walter Heinrich Robert-Tornow, Michelangelo Buonarroti Wohl denk ich oft an mein vergangnes Leben,
Wie es vor meiner Liebe für dich war;
Kein Mensch hat damals Acht auf mich gegeben,
Ein jeder Tag verloren für mich war;
Ich dachte wohl, ganz dem Gesang zu leben,
Auch mich zu flüchten aus der Menschen Schar.
Genannt in Lob und Tadel bin ich heute,
Und, daß ich da bin, wissen alle Leute!
2. Alles endet, was entstehet
Author(s): Walter Heinrich Robert-Tornow, Michelangelo Buonarroti Alles endet, was entstehet.
Alles, alles rings vergehet,
Denn die Zeit flieht, und die Sonne
Sieht, daß alles rings vergehet,
Denken, Reden, Schmerz, und Wonne;
Und die wir zu Enkeln hatten
Schwanden wie bei Tag die Schatten,
Wie ein Dunst im Windeshauch.
Menschen waren wir ja auch,
Froh und traurig, so wie ihr,
Und nun sind wir leblos hier,
Sind nur Erde, wie ihr sehet.
Alles ended, was entstehet.
Alles, alles rings vergehet.
3. Fühlt meine Seele das ersehnte Licht
Author(s): Walter Heinrich Robert-Tornow, Michelangelo Buonarroti Fühlt meine Seele das ersehnte Licht
Von Gott, der sie erschuf? Ist es der Strahl
Von andrer Schönheit aus dem Jammertal,
Der in mein Herz Erinnrung weckend bricht?
Ist es ein Klang, ein Traumgesicht,
Das Aug und Herz mir füllt mit einem Mal
In unbegreiflich glüh'nder Qual,
Die mich zu Tränen bringt? Ich weiß es nicht.
Was ich ersehne, fühle, was mich lenkt,
Ist nicht in mir: sag mir, wie ich's erwerbe?
Mir zeigt es wohl nur eines Andren Huld;
Darein bin ich, seit ich dich sah, versenkt.
Mich treibt ein Ja und Nein, ein Süß und Herbe -
Daran sind, Herrin, deine Augen Schuld.